Totenmaler by Hanssen Eystein
Autor:Hanssen, Eystein [Hanssen, Eystein]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2015-02-17T16:00:00+00:00
Kapitel 40
Das Schießtraining lief verhältnismäßig gut. Nerengs Resultat war weit über den Erwartungen ausgefallen, zumal er die HK P30 noch nie in der Hand gehabt hatte. Auch Elli hatte ihren Schnitzer von vor zwei Wochen wieder wettgemacht. So kurz vor Einführung des neuen Waffentyps wurde das Training auf der Schießbahn allerdings auch intensiver als zuvor absolviert.
Ellis Telefon klingelte.
»Ja?«
»Hier Engstad von der Abteilung für Datenkriminalität …«
»Vielen Dank für die tolle Arbeit mit den Range Rovers«, sagte Elli.
»Nichts zu danken. Ich wollte nur mal fragen, ob Ihnen die Aufzeichnung der Chat-Verläufe weitergeholfen hat.«
»Takle hat die bekommen, war das nicht so?«
»Ja. Aber Sie sind doch die Ermittlungsleiterin oder nicht?«
»Doch, stimmt … Takle und ich haben die Auflistung der IP-Adressen durchgesehen. Soweit ich mich erinnern kann, sagte er, dass das weiterverfolgt wird und man noch darauf zurückkäme.«
»Das muss ein Missverständnis sein«, sagte Engstad.
Elli gab Nereng ein Zeichen, näher zu kommen und mitzuhören. Sie stellte das Handy auf Lautsprechermodus ein.
»Ich hab hier mal laut gestellt, damit mein Kollege Nereng auch was hört«, erklärte Elli. »Also, Sie haben jetzt die IP-Adresse von HARDY BOY zurückverfolgt?«
»Ja. Und da wird es interessant«, sagte Engstad. »HARDY BOY benutzt niemals dieselbe IP-Adresse zweimal hintereinander.«
»Internetcafé?«, fragte Nereng.
»Das auch. Aber er hat noch bessere Tricks auf Lager. Wie sich zeigte, hat er mindestens fünf Mal ein offenes und ungeschütztes WLAN-Netz benutzt. Davon gibt es ja viele. Wenn er zum Beispiel ein Auto hat, dann kann er endlos so weitermachen, ohne dass er identifiziert wird.«
»Anders ausgedrückt haben wir es also mit jemandem zu tun, der weiß, was für ein Risiko er eingeht«, sagte Elli nachdenklich. »Konnten Sie irgendwelche Muster in seinem Verhalten erkennen?«
»Ja, das konnten wir«, erwiderte Engstad. »Vier der WLAN-Netze haben wir unter verschiedenen Adressen in Frogner lokalisieren können. Drei davon gehören alleinstehenden Frauen in den Vierzigern, das vierte einem jüngeren Paar, das genau in der Zeit verreist war, als ihr Netz von HARDY BOY benutzt wurde.«
»Und das fünfte Mal?«
»In Stovner.«
»Gut verteilt, das muss man sagen«, sagte Elli. »Also lassen Sie uns mal festhalten, dass es sich um einen interessanten Kandidaten handelt, unabhängig davon, ob er etwas mit dem Fall zu tun hat. Immerhin scheint er sich so gut mit IT-Technologie auszukennen, dass er sich anderer Leute Informationen beschaffen kann.«
»Ja, und viele haben natürlich auch ungesicherte Rechner. Wenn der Betreffende erst mal in so ein Netz kommt, dann ist es nur ein kleiner Schritt, um auch in private und ungesicherte Rechner eindringen zu können.«
Elli wechselte einen Blick mit Nereng.
»Und diese ganzen Informationen haben Sie also Takle gegeben?«, fragte Nereng.
»Ja. Aber es gibt noch mehr. Wir haben einen Treffer für eine feste IP-Adresse, die zu einem Industriegebäude in Groruddalen gehört.«
»Sie machen Witze«, entfuhr es Elli.
Engstad räusperte sich. »Nein, tut mir leid. Und es kommt noch besser. HARDY BOY hat gestern Abend von dort aus operiert.«
»Okay, vielen Dank, Kollege Engstad, tolle Arbeit. Bitte schicken Sie ab jetzt alle Informationen nicht nur an Takle, sondern auch an mich.«
»In Ordnung«, sagte Engstad.
Elli gab ihre E-Mail-Adresse durch, bedankte sich erneut und legte auf.
»Takle kann noch warten«, sagte sie.
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